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Fussball, Ska und Afrika

Ich komme gerade aus dem Stadion. Dem KarLi-Stadion – kurz für Karl-Liebknecht-Stadion in Potsdam-Babelsberg. Dort hat sich unsere lokale Regionalliga-Elf SV Babelsberg 03 mit 3:5 in einem Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Union Berlin  aus der 2. Bundesliga gut geschlagen. Ich will nicht sagen „eisern“ geschlagen, denn das wäre ja der Wahlspruch der Unioner.

fussball und afrika

Fussball und Afrika

Ein historisches Spiel war es trotzdem. Denn Babelsbergs Spieler Nr. 7 gab seine letzte Vorstellung auf dem Rasen. Matthias Rudolph hatte als einziger in der Mannschaft seinen Namen auf dem brandneuen Sponsor-Trikot, nämlich Ruuuudi. Mit vier u. So wird er von Fans und Verein gerufen.

Babelsberg 03 ist ein Multikulti-Verein. Jährlich gibt es das Antirassistische Stadionfest mit dem Slogan „Der Ball ist bunt“, nicht nur rund. Was passt daher besser, als Ruuuudi nach dem Spiel mit einer zünftigen Hymne der Ska-Musik zu verabschieden: A Message to you, Rudy!. Eine Botschaft an dich, Ruuuudi.

http://youtu.be/TGDQ85Dg-ss

The Specials 1979

Die britische Ska-Band „The Specials“ landete 1979 einen Riesen-Hit mit diesem Song –  auf dem Höhepunkt der 2 Tone Ska Ära, die sich in erster Linie nach einem Plattenlabel benannte und den originalen jamaikanischen Ska der 60er Jahre neu interpretierte. Denn „A message to you, Rudy“ ist eigentlich ein Rocksteady-Song aus dem Jahr 1967 von Dandy Livingstone, Jamaika.

http://youtu.be/tb8jkjlP89M

Das Original

Symbol der 2 Tone Ära war unter anderem das schwarz-weisse Karomuster – auf T-Shirts, Platten-Covern etc. Schwarz und Weiss zusammen, antirassistisch eben. In den 1980er Jahren formierten sich The Specials neu unter dem Namen The Special AKA. Und brachten den Protest-Song „Free Nelson Mandela“ heraus, der uns nach Afrika bringt.

Afrikaner lieben u.a. zwei Dinge: Fussball und Musik. Wo immer ein rundes Leder auftaucht, wird gekickt. Ich habe in Malawi Kids mit einem Fussball spielen sehen, der aus x-tausend Plastiktüten zusammengebündelt war. Wo auch immer der Rhythmus der Musik aus einem Autofenster dröhnt, durch Maisfelder hallt oder aus einem notdürftig geflickten Koffer-Radio schallt – die Afrikaner wippen mit den Hüften, vollführen ein paar Tanzschritte und gehen dann ihres Weges.

http://youtu.be/Bv6BeAMU7OE

Namibia – Unser Reisegruppe gegen die Lokalpatrioten

Fussball und Musik bringen Menschen zusammen. Sie heilen Differenzen.“Music is Medicine“, so das neue Album der britischen Sidewalk Doctors, meiner derzeit angesagtesten Ska-Band.

http://youtu.be/N_WB_nblKIw

The Sidewalk Doctors

Dabei war Fussball in Afrika bis vor Kurzem eine rein schwarze Angelegenheit. Es war der Sport der Schwarz-Afrikaner. Denn die weissen Afrikaner hatten Cricket, Rugby und Polo. Nelson Mandela hat den Sport nach dem Ende der Apartheid in Südafrika genutzt, um die vielen unterschiedlichen Rassen seiner Rainbow-Nation (der Regenbogen-Nation) zusammenzubringen. 1995 fand in Südafrika der Rugby-World-Cup statt und die gastgebenden „Springboks“ – so der Name des südafrikanischen Nationalteams nach einer Antilopen-Art – gewannen. Diese Geschichte hat Clint Eastwood wunderbar in seinem Film „Invictus – Unbezwungen“ erzählt.

http://youtu.be/kCgjOY0eWNc

Invictus – der Film

Seit 2010, seit der Fussball-Weltmeisterschaft in Südafrika, kennt jeder die lauten Vuvuzela-Tröten und die Makarapa-Bauarbeiter-Helme als absolute Fan-Ausstattung jenes Sommers. Mal ehrlich, ich wundere mich immer noch, wie sich die Spieler der deutschen Nationalmannschaft in Südafrika einen Schnupfen zuziehen konnten, weil sie mit nassen Haaren rausgegangen sind. Und, dass Oliver Bierhoff beim Frühstück in einem Hotel die Brieftasche geklaut wurde, weil er sie auf dem Tisch liegen lassen hatte, um sich am Büffet gütlich zu tun! Hat denen denn kein Afrika Scout gesagt, dass im Juni/Juli in Südafrika Winter ist und, dass man am besten durchs Land kommt, wenn man tut wie man in Deutschland tun würde? Ich lass doch in einer gut besuchten deutschen Kneipe auch nicht mein Portemonnaie auf dem Tresen liegen, wenn ich mal kurz….usw.

http://www.guardian.co.uk/football/2007/nov/26/newsstory.sport7

„Bafana Bafana“, so der Name des südafrikanischen Fussball-Nationalteams, übersetzt „Die Jungs“ oder „Unsere Jungs“ dürfte mittlerweile jedem Fussball-Interessierten etwas sagen. Vielleicht auch „Orlando Pirates“, der Name eines der bekanntesten Fussball-Klubs aus Johannesburg. Die „Kaizer Chiefs“, die Fussball-Mannschaft aus Soweto, Südafrika, kennen mittlerweile nicht nur Fussball-Fans sondern auch Musikliebhaber. Denn die englische Rockband Kaiser Chiefs benannte sich nach dem früheren südafrikanischen Verein des Leeds United Spielers Lucas Radebe.

http://youtu.be/SAQaflsU8qc

Kaiser Chiefs in Concert

Zurück zu Rudy oder Ruuuudi. „The Rudimentals“ ist eine 8-köpifge Ska-Band aus Cape Town, Südafrika. Am meisten mag ich ihren Song „Radio Skaweto“ – Ska meets Africa.

http://youtu.be/rTaTR1E-s1I

The Rudimentals in Kapstadt im Botanischen Garten

Fussball, Ska und Afrika – für mich gehört das zusammen. Meine Empfehlung für eine Afrika-Reise: Einen Fussball mitnehmen und ein paar CDs oder mp3s mit Eurer Lieblingsmusik. Wie lautete doch der Slogan der Fussball-WM 2006 in Deutschland so passend: It’s time to make friends. Mit Fussball und Musik klappt das immer.

 

 

 

 

 

Moskitos, Malawi und Malaria

Moskitos, Malawi und Malaria

Ich bin heute aus dem Garten geflüchtet. Ich wollte mich beim Erdbeeren ernten und Knupper-Kirschen naschen erholen.

Die Mücken haben meinen Garten überrannt - zum Glück verursachen sie nicht Malaria

Die Mücken haben meinen Garten überrannt – zum Glück verursachen sie nicht Malaria

Es war unmöglich. Nach dem gestrigen Gewitter über Brandenburg und Berlin ist meine Scholle zum Aufnahmelager geworden. Für die Mücken der Welt – so scheint es. Ich fühle mich ganz blutleer. So doll haben die Insekten mich gepiesackt. Alle handelsüblichen Anti-Mücken-Sprays haben nur zeitweise Mücken-Schutz geboten.

Autan Spray gegen Mücken

Peaceful Sleep in Afrika gegen Moskitos

Kein Wunder nach dem feuchten Mai und den Wassermassen aus dem Himmel in der vergangenen Nacht.  Der Juckreiz ist fast unerträglich nach einem Mücken-Angriff. Aber, so sage ich mir immer, wenigstens stechen die hiesigen Mücken nur und verursachen keine Malaria. Wie in Afrika. Meinem ärgsten Feind wünsche ich keine Malaria an den Hals. Oder die Arme und Beine.

Anopheles Moskito in Afrika

Die Symptome einer Malaria gleichen einer starken Erkältung. Mit Kopf- und Gliederschmerzen. Hohem Fieber. Dazu Erbrechen, Appetitlosigkeit, absolute Apathie und Fieberträume, die sich die besten Sci Fi und Horror-Autoren nicht ausdenken könnten. Wenn man die Malaria aber bei den kleinsten Anzeichen erkennt, ist sie nicht ganz so schlimm. Wer in Afrika war und die oben genannten Symptome bekommt, sollte sofort einen Bluttest machen und sich Anti-Malaria-Tabletten verschreiben lassen.

Ich hatte bislang drei Mal Malaria. Zwei Mal in Malawi und ein Mal in Deutschland. In Malawi gibt es den drittgrössten See Afrikas, den Malawi See, in dem ich tauchen gelernt habe. Kaum jemand kennt Malawi. Ich war einmal in einem Reisebüro und wollte einen Flug nach Lilongwe, die Hauptstadt Malawis buchen. Die Reiseberaterin rief die Malawi-Karte auf ihrem Computer auf, runzelte die Stirn und sagte: “Da gibt’s keinen Flughafen – da ist doch nur ein See”.

Nicht zu übersehen: Afrikas Malawi See in Kande Beach

Der Malawi See eben, der vor einigen Jahren zum ersten Unterwasser-Nationalpark Afrikas gekürt wurde. Früher, als Malawi zusammen mit Sambia und Simbabwe zur britischen Kolonie Rhodesien & Nyassaland gehörte, hiess der See “Lake Nyassa”. Das bedeutet in Chichewa, der meist verbreiteten Sprache in Malawi, einfach nur See.

Die meisten Aquarienfreunde hingegen kennen Malawi bzw. den See. Denn darin wimmelt es von Cichliden, lateinisch Cichlidae, den Buntbarschen. Sie gehören mit ca. 1700 Arten zur drittgrössten Fischfamilie. Und paddeln in hiesigen Aquarien sehr dekorativ vor den Glasscheiben hin und her. Wenn man jedoch Malaria hat – in Malawi oder hier – dann sind einem die bunten Barsche wurscht.

Afrikas Buntbarsche im Malawi See

Die beste Prophylaxe gegen Malaria ist: Nicht gestochen zu werden. Vor allem in Afrika. Wer in Länder wie Malawi oder Mosambik reist, sollte sich vorab bei seinem Hausarzt über eine Tabletten-Prophylaxe informieren. Auch im Norden Namibias und in Botswana, speziell im Okavango Delta, dem grössten Inland-Fluss-Delta der Welt, gibt es Malaria. Sowie in Teilen von kwaZulu Natal und dem Kruger Nationalpark von Südafrika.

Aber, nicht immer muss man auf einer Afrika-Reise Malaria-Tabletten schlucken. Das hängt von der Länge der Reise und den besuchten Orten ab. In Südafrika ist das Malaria-Risiko als gering einzuschätzen. Bei einer 4 Tage Wildlife Safari in den Kruger Nationalpark würde ich keine Malaria-Prophylaxe nehmen. Stattdessen würde ich die Mücken daran hindern, auf mir zu landen. Die Mückinnen sozusagen, denn nur die weibliche Anopheles-Mücke überträgt Malaria.

Das geht ganz einfach: In der Dämmerung – morgens und abends – lange Kleidung anziehen und Socken. Kräftig einsprühen mit Moskito-Spray. Bei den Unterkünften dafür sorgen, dass die Mücken draußen bleiben. Also, Zelte geschlossen halten, Fenster und Türen von Hotels oder Bungalows ebenso. Moskito-Netze benutzen. Bei längeren Reisen in Malaria-Gebiete ist eine Tabletten-Prophylaxe zu empfehlen. Besser, jeden Tag eine Pille zu schlucken, als sich den Urlaub zu verderben. Oder die Zeit danach. Denn die Inkubationszeit dauert ca. 12 bis 21 Tage.

Zelten am Malawi See in Afrika

Stech-Mücken lieben tropische Hitze und stehende Gewässer. “Mala aria” kommt auch wieder aus dem Lateinischen und bedeutet “schlechte Luft”, zum Beispiel die, die aus den Sümpfen steigt. Deshalb war Malaria früher auch als Sumpffieber bekannt. Ja, auch in Deutschland. Zumindest bis Anfang des letzten Jahrhunderts und vor allem im Rhein-Tal. Friedrich Schiller soll sich mit 23 Jahren in Mannheim Malaria zugezogen und sich nie wieder davon erholt haben. In den vergangenen hundert Jahren wurden bei uns Flüsse begradigt und Überschwemmungsgebiete für die Landwirtschaft genutzt. Das raubte den Moskitos ihre Brutplätze.

Ich will mal sehen, ob ich das auch in meinem Garten hinkriege. Keine Pfützenbildung auf der Terrasse, wäre eine Maßnahme. Dazu, die Obstbäume beschneiden, damit der Wind durch die regennasse Feuchte wehen und alles etwas trocknen kann.

Obwohl ich mich früher in meinem Malaria-Fieberträumen fragte, warum Malawi nicht Malari heisst, würde ich trotzdem jederzeit wieder hinfahren. Denn Malawi selbst bezeichnet sich als “the warm heart of Africa”, das warme Herz Afrikas. Und das stimmt auch.  Die Menschen sind warmherzig und freundlich. Der Malawi See ist ihre Lebensader und wird auch als “Lake of Stars”, See der Sterne, bezeichnet. Deshalb, weil er in einer sternenklaren Nacht von ihren Reflexionen nur so funkelt.

Lust auf Malawi? Malawi Reisen gibt es bei SafariScout.com.

Wäsche, Kinder und Töpfe werden im Malawi See gewaschen

Bawo, das Nationalspiel von Malawi

Hält sich in Malawi überall im Hintergrund: Der Malawi See

Fortbewegungsmittel in Malawi: Einbaum-Kanu

Der Malawi See ernährt die Bevölkerung durch Fischfang und Bewässerung von Feldern

Die Sonne geht unter über Afrikas Malawi See

Out of Africa – Jenseits von Afrika

Out of Africa – Jenseits von Afrika

Jetzt ist mein Zuhause jenseits von Afrika. In Potsdam, am Rand von Berlin. Seit zwei Jahren kann ich behaupten, wirklich wieder hier angekommen zu sein.  In den sechs Jahren davor hab ich viel gehadert. Mit mir selbst, der Mentalität meiner Mitbürger, der Urbanität, der Reglementierung. Ich habe anfangs den Euro in südafrikanische Rand umgerechnet, um eine Wertvorstellung von dem “neuen” Geld zu bekommen und  vom Englischen ins Deutsche zurück übersetzt. Manchmal habe ich gar nicht gemerkt, dass ich beim Bäcker “4 rolls” und nicht “4 Schrippen” bestellt habe.

Nach einem Jahr Festanstellung bei eBay habe ich gekündigt und mir Gedanken gemacht, wie ich die Sehnsucht nach Afrika und all das Wissen über Länder und Leute besser nutzen könnte, als in Erinnerungen zu schwelgen. Meine Afrika Reisevermittlung SafariScout.com sollte eigentlich SafariLounge heissen. Aber, diese Domain war schon vergeben. Zum Glück, denn eigentlich bin ich ein Afrika Scout, der täglich auf der Suche nach der passenden Safari für seine Kunden ist.

Die erste Buchung zu bekommen, war ein beglückender und zugleich tragisch-komischer Moment. Aufgescheucht wie 1000 Impala-Antilopen bin ich mit dem Brief zu einem Freund gerannt, um den historischen Moment gebührend zu feiern. Die Journalistin in mir ahnte den dokumentarischen Wert des Augenblicks – mein Freund musste die Entgegennahme des ersten SafariScout Buchungsformulars in einem Foto festhalten. Ich setzte den Brieföffner am Umschlag an. Doch, es machte nicht “ratsch” und auf war der Brief. Nein! Es machte “knack”. Und kaputt war der Brieföffner!

Kontaktformular von Safariscout.com

Mittlerweile kann man papierlos und online bei SafariScout über ein Kontaktformular mit einer sympathischen Giraffe drauf seine Afrika Reise buchen. Die Welt ist virtueller geworden. In meinen Büroschränken ist nun mehr Platz für Kataloge von den über 150 Reiseangeboten von SafariScout. Und in meinen Bücherregalen mehr Platz für Bücher über Afrika.

Zum Beispiel für ein wunderschönes Exemplar von “Abenteuer Safari” von Paul Beck.

SafariScout.com - Abenteuer + Reisen in Afrika

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Es ist in Tagebuch-Form geschrieben. Rebecca Mayhew ist 1924 zu einer Reise durch Kenia und Tansania aufgebrochen. Sie beschreibt das Großwild Afrikas und für Nicht-Leser sind acht Tiermodelle zum Zusammenbauen beigefügt sowie eine Panoramakulisse Afrikas mit Löwen-Felsen, Grasbüscheln und Dorn-Akazien, in der das Papp-Wild postiert werden kann.

Mein kleine Groß-Cousine bekommt das Buch zu ihrem 8. Geburtstag. Ihre Eltern haben zwar gerade eine Ferien-Wohnung in Griechenland gekauft, aber, ein SafariScout gibt nie auf. Wer weiß, vielleicht lässt die Kleine zu ihrem 18. Geburtstag Cheerleading und Ballet sausen und reist mit mir nach Afrika.